Von Wildkaviar, Farmkaviar und Stören
Störe gehören zur Ordnung der Störartigen (Acipenseriformes) und werden, wie die Mehrzahl der Fische, den Knochenfischen zugeordnet. Innerhalb dieser Klasse gelten die Störe als besonders alt, da sie bereits seit etwa 250 Millionen Jahren Flüsse, Seen und Meeren bevölkern. Alle 27 Arten kommen nur auf der Nordhalbkugel der Erde vor.
Störe können bis zu 150 Jahre alt werden. Der Körper der Störe ist spindelförmig, der Kopf zu einem Schnabel ausgeformt. Die Haut ist mit fünf Reihen Knochenplatten besetzt, Schuppen gibt es keine. Die Körperfärbung der Störe erscheint am Rücken meist olivgrün, bräunlich oder grau. Körperlänge und Gewicht der Störe sind artverschieden. Sie reichen von 27 Zentimetern Länge und einem Gewicht von etwa 1,5 Kilogramm bis zu 8,5 Metern Länge und maximal 1600 Kilogramm Gewicht beim Beluga-Stör.
Der Bestand der Störe hat sich in den vergangenen Jahrzehnten um bis zu 70 Prozent verringert. Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gingen im Kaspischen Meer noch bis zu 20.000 Tonnen Stör pro Jahr in die Netze. Im Jahr 2000 waren es schon weit weniger als 3.000 Tonnen. Trotzdem finden sich im Kaspischen Meer heute noch die größten verbliebenen Störpopulationen der Welt.
Seit 1998 sind alle Störarten in das Washingtoner Artenschutzübereinkommen C.I.T.E.S. (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) aufgenommen. Zwei der 27 Arten dürfen seither nicht mehr international gehandelt werden, für die übrigen ist eine offizielle C.I.T.E.S.-Exporterlaubnis notwendig. Experten schätzen, dass bereits 70 Prozent der weltweiten Störpopulationen in den letzten Jahrzehnten verschwunden sind. Im Jahr 2000 verpflichteten sich Aserbaidschan, Kasachstan, Russland und Iran, einen Aktionsplan zum Störschutz umzusetzen. Er beinhaltet restriktive Fangquoten, Handelsbeschränkungen, Maßnahmen gegen die Stör-Wilderei und den illegalen Handel sowie eine eindeutige Kennzeichnung von legal gewonnenem Kaviar. Bei Preisen von bis zu 1000 US-Dollar für 125 Gramm Kaviar blüht der illegale Handel dennoch weiter. Grund für diese Entwicklung ist die Tatsache, dass rund um das Kaspische Meer das monatliche Durchschnittseinkommen bei etwa 120 US-Dollar liegt. Im Gegensatz dazu bringt ein Kilogramm Beluga-Kaviar einem Fischer etwa 7000 US-Dollar ein. Also haben die Anwohner fast keine andere Wahl, als dem illegalen Störfang und Kaviarverkauf nachzugehen. Wenn die Überfischung nicht durch Kontrollen und Aufklärungsarbeit vor Ort gestoppt werden kann, wird es mittelfristig weder Störe noch Kaviarfischer geben.